Partnerhof Vogel-Kappeler
Hofportrait: Andy Vogel-Kappeler bewirtschaftet seinen Betrieb auf 590 Metern Höhe im kleinen Ort Wäldi (CH), auf dem Seerücken im Thurgau: Mit der Junghennen-Aufzucht hat er seine Nische gefunden.
«Im Herzen bin ich ein Ackerbauer»
Andy Vogel-Kappeler bewirtschaftet seinen Betrieb auf 590 Metern Höhe im kleinen Ort Wäldi (CH), auf dem Seerücken im Thurgau, etwa eine Viertelstunde südlich von Konstanz.
Mittlerweile betreibt er den Bauernhof mit etwa 12 Hektar im Haupterwerb und seine Frau Simone hat eine halbe Stelle als Lehrerin. Früher hatte er zusätzlich zur Landwirtschaft als Angestellter gearbeitet, zuletzt jahrelang als Leiter
der Informatik-Abteilung im Treuhandbüro in Weinfelden.
Allerdings war ihm schon als Schüler in der Oberstufe klar, dass er einmal den Hof seiner Eltern übernehmen und weiter bewirtschaften würde. Damals war es noch ein Betrieb mit 16 Milchkühen, Ackerbau und Streuobst, wie dies im Thurgau so üblich war. Andy hatte aber «nie grosse Freud»
an den Kühen, sodass er, als er mit seiner Frau Simone auf den Hof zog und ihn übernahm, die Kühe abschaffte.
Seine grosse Leidenschaft ist der Ackerbau mit der entsprechenden Technik – ein Jugendtraum war einmal gewesen, nach Kanada zu gehen «und grosse Traktoren zu fahren». Das kam jedoch nicht zustande und so experimentierte er zuhause – zum Beispiel in der noch konventionellen Bewirtschaftungszeit mit dem pfluglosen Ackerbau.
Nicht zuletzt durch den Einfluss seiner Frau reifte zunehmend die Überlegung, den Hof auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen, was dann Anfang der 2000er Jahre auch vollzogen wurde.
Um den Betrieb auf weitere Standbeine zu stellen, wurde 2009 eine Hackschnitzel-Heizanlage gebaut, über die mittlerweile 35 Gebäude im Dorf mit Wärme versorgt werden. Dabei sind das Schulhaus, einige Mehrfamilienhäuser sowie der eigene Hühnerstall. Der Einsatz erneuerbarer Energie ist Andy ein grosses Anliegen – zurzeit überlegt er, wie er auch die Stromerzeugung autark gestalten könnte. Da ist vor allem die umweltfreundliche und effektive Speicherung noch eine ungelöste Aufgabe.
Flächenmässiges Wachstum des Hofs ist auf dem Standort kaum möglich, da freiwerdende Flächen in der Regel von grösseren Gemüsebauern übernommen werden, die eine höhere Pacht zahlen können. Deshalb setzte Andy 2016 noch einmal auf eine weitere Investition zur Intensivierung des Betriebes: Er wagte sich an den Bau eines Aufzucht-Stalles für 4000 Junghennen. Bio-Junghennenaufzucht ist eine gefragte Nische, da die Biogeflügelhaltung auch in der Schweiz boomt.
Seitdem ist Andy zwei- bis dreimal im Jahr aufgeregt, wenn 4000 neue «Damen», wie er die Hühnchen nennt, auf den Hof kommen. Nach 18 Wochen fürsorglicher Pflege verlassen die Küken den Hof dann als elegante legereife Junghennen und gehen in Bio-Legebetriebe. Seit diese Tiere nun den Hof beleben, hat er die zuletzt nur noch geringfügige Nebenbeschäftigung als Computerspezialist ganz aufgegeben. Denn dass sich die verschiedenen Betriebszweige des Hofes rechnen, ist ihm von Anfang an wichtig gewesen – so kann er nun wirklich ausschliesslich Bauer sein und den Hof im Haupterwerb betreiben.
Allerdings ist er weiterhin nebenbei als zweifacher Präsident tätig: Einerseits als Kommissionspräsident für erneuerbare Energie im kantonalen Bauernverband, andererseits als Präsident von Swiss Green Protein. Dies ist ein Verein, der sich darum bemüht, heimisches Eiweiss aus Grünpflanzen wie Klee und Luzerne zu gewinnen und zu vermarkten. Der Kontakt dazu kam über entsprechende Versuche an der Fachschule Arenenberg. Andy hat sich daran früh beteiligt und produziert seitdem Klee und Luzerne für Eiweiss-Pellets, die hauptsächlich in der Milchviehfütterung eingesetzt werden. Tüftler wie er ist, probiert er nun Verfahren aus, wie dieses Futter auch für Hühner eingesetzt werden könnte. Seine gefiederten «Damen» waren jedenfalls von getrockneten Kurzhalm-Proben, die er ihnen auf Tellern dargereicht hat, absolut begeistert.
Eine andere Leidenschaft ist für ihn der Anbau von Sojabohnen, den er schon viele Jahre betreibt und mittlerweile für die Verwendung als Speise-Soja, Tofu u.a. vermarkten kann – «im Herzen bin ich ein Ackerbauer», sagt er. Das spürt man auch, wenn man mit ihm über seine Felder geht und ihm zuhört, wie er über seine Pflanzen spricht.
Gefragt, was ihm am Bauer-Sein am meisten gefällt, antwortet er: Die Herausforderung, mit Hilfe von Technik und geeigneten Bewirtschaftungsabläufen jeweils das Optimum für das Leben von Pflanzen und Tieren bereitzustellen. Auch, dass man als Bauer sein eigener Chef ist und einen unglaublich abwechslungsreichen Beruf hat, liebt Andy sehr. Und natürlich auch, wenn die Ernte gut ist – «wenn`s en rechte Wage voll git!»
Nachteil ist höchstens manchmal das Ausgeliefertsein z.B. an ungünstige Wetterverhältnisse oder wenn etwa die Wildschweine im Mais die mühevolle Pflegearbeit in kurzer Zeit zunichtemachen.
Begeistert stellt er sich aber schon immer der Herausforderung, seine sehr schweren Böden nachhaltig zu bewirtschaften. In der konventionellen Zeit habe er auch viele Sünden begangen, wie er sagt, z.B. bei der Ernte der Zuckerrüben, wo mit schweren Achslasten auf nassen Böden herumgefahren worden sei. Jetzt ist es absolut vorrangig, keine solchen Sünden mehr zu begehen, sondern im Gegenteil alles daran zu setzen, dem Boden Gutes zu tun.
Hierbei kam die Teilnahme am Projekt Bodenfruchtbarkeitsfonds gerade recht, auf dessen Ausschreibung er sich vor drei Jahren bewarb. An dem Projekt BFF schätzt er besonders die fachliche Begleitung. Die Optimierung von Bodenbearbeitung und Fruchtfolge in Abstimmung mit Ulrich Hampl ist ihm dabei ein besonderes Anliegen.
So arbeitet er jetzt weiter daran, zunehmend auf den Pflug verzichten zu können, den er durchaus nach der Umstellung auf Ökolandbau zur Unkrautregulierung wieder öfter eingesetzt hatte. Eine nicht wendende Bodenbearbeitung auf seinen sehr tonhaltigen Böden braucht allerdings eine hohe Geistesgegenwart und flexible Bearbeitungs-Entscheidungen. Im Moment ist er dabei, die Fruchtfolge mit verschiedenen Gründüngungsgemengen zu optimieren und nach einem geeigneten, nicht wendenden Lockerungsgerät zu suchen.
Eigentlich will er schon seit zwei Jahren eine Betriebs-
Homepage aufbauen, auf der auch der Boden als Basis des Ökolandbaus ins Zentrum gerückt wird. Aber seit er seine gefiederten «Damen» hat, findet er einfach die nötige Ruhe und Zeit noch nicht dafür … Deshalb hält er gerade Ausschau nach einer zuverlässigen Vertretung für die Betreuung der Hühner. Denn es ist ihm ein Anliegen, mit der Umgebung zum Thema Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit in Kontakt zu treten. Und dafür sollen sowohl die geplante Internetseite als auch Infotafeln auf Hof und Feldern dienen.
Tochter und Sohn sind gerade erwachsen geworden und es ist noch völlig offen, ob der Hof einmal von ihnen weitergeführt werden wird. Aber als Jahrgang 1967 ist Andy jung genug, um noch viele seiner weiterhin sprudelnden Ideen auf dem Hof umzusetzen.
Wir wünschen ihm und seiner Frau dabei gutes Gelingen!
Text von: Ulrich Hampl
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Partnerhof Vogel-Kappeler
Hofportrait: Andy Vogel-Kappeler bewirtschaftet seinen Betrieb auf 590 Metern Höhe im kleinen Ort Wäldi (CH), auf dem Seerücken im Thurgau: Mit der Junghennen-Aufzucht hat er seine Nische gefunden.
«Im Herzen bin ich ein Ackerbauer»
Andy Vogel-Kappeler bewirtschaftet seinen Betrieb auf 590 Metern Höhe im kleinen Ort Wäldi (CH), auf dem Seerücken im Thurgau, etwa eine Viertelstunde südlich von Konstanz.
Mittlerweile betreibt er den Bauernhof mit etwa 12 Hektar im Haupterwerb und seine Frau Simone hat eine halbe Stelle als Lehrerin. Früher hatte er zusätzlich zur Landwirtschaft als Angestellter gearbeitet, zuletzt jahrelang als Leiter
der Informatik-Abteilung im Treuhandbüro in Weinfelden.
Allerdings war ihm schon als Schüler in der Oberstufe klar, dass er einmal den Hof seiner Eltern übernehmen und weiter bewirtschaften würde. Damals war es noch ein Betrieb mit 16 Milchkühen, Ackerbau und Streuobst, wie dies im Thurgau so üblich war. Andy hatte aber «nie grosse Freud»
an den Kühen, sodass er, als er mit seiner Frau Simone auf den Hof zog und ihn übernahm, die Kühe abschaffte.
Seine grosse Leidenschaft ist der Ackerbau mit der entsprechenden Technik – ein Jugendtraum war einmal gewesen, nach Kanada zu gehen «und grosse Traktoren zu fahren». Das kam jedoch nicht zustande und so experimentierte er zuhause – zum Beispiel in der noch konventionellen Bewirtschaftungszeit mit dem pfluglosen Ackerbau.
Nicht zuletzt durch den Einfluss seiner Frau reifte zunehmend die Überlegung, den Hof auf ökologische Bewirtschaftung umzustellen, was dann Anfang der 2000er Jahre auch vollzogen wurde.
Um den Betrieb auf weitere Standbeine zu stellen, wurde 2009 eine Hackschnitzel-Heizanlage gebaut, über die mittlerweile 35 Gebäude im Dorf mit Wärme versorgt werden. Dabei sind das Schulhaus, einige Mehrfamilienhäuser sowie der eigene Hühnerstall. Der Einsatz erneuerbarer Energie ist Andy ein grosses Anliegen – zurzeit überlegt er, wie er auch die Stromerzeugung autark gestalten könnte. Da ist vor allem die umweltfreundliche und effektive Speicherung noch eine ungelöste Aufgabe.
Flächenmässiges Wachstum des Hofs ist auf dem Standort kaum möglich, da freiwerdende Flächen in der Regel von grösseren Gemüsebauern übernommen werden, die eine höhere Pacht zahlen können. Deshalb setzte Andy 2016 noch einmal auf eine weitere Investition zur Intensivierung des Betriebes: Er wagte sich an den Bau eines Aufzucht-Stalles für 4000 Junghennen. Bio-Junghennenaufzucht ist eine gefragte Nische, da die Biogeflügelhaltung auch in der Schweiz boomt.
Seitdem ist Andy zwei- bis dreimal im Jahr aufgeregt, wenn 4000 neue «Damen», wie er die Hühnchen nennt, auf den Hof kommen. Nach 18 Wochen fürsorglicher Pflege verlassen die Küken den Hof dann als elegante legereife Junghennen und gehen in Bio-Legebetriebe. Seit diese Tiere nun den Hof beleben, hat er die zuletzt nur noch geringfügige Nebenbeschäftigung als Computerspezialist ganz aufgegeben. Denn dass sich die verschiedenen Betriebszweige des Hofes rechnen, ist ihm von Anfang an wichtig gewesen – so kann er nun wirklich ausschliesslich Bauer sein und den Hof im Haupterwerb betreiben.
Allerdings ist er weiterhin nebenbei als zweifacher Präsident tätig: Einerseits als Kommissionspräsident für erneuerbare Energie im kantonalen Bauernverband, andererseits als Präsident von Swiss Green Protein. Dies ist ein Verein, der sich darum bemüht, heimisches Eiweiss aus Grünpflanzen wie Klee und Luzerne zu gewinnen und zu vermarkten. Der Kontakt dazu kam über entsprechende Versuche an der Fachschule Arenenberg. Andy hat sich daran früh beteiligt und produziert seitdem Klee und Luzerne für Eiweiss-Pellets, die hauptsächlich in der Milchviehfütterung eingesetzt werden. Tüftler wie er ist, probiert er nun Verfahren aus, wie dieses Futter auch für Hühner eingesetzt werden könnte. Seine gefiederten «Damen» waren jedenfalls von getrockneten Kurzhalm-Proben, die er ihnen auf Tellern dargereicht hat, absolut begeistert.
Eine andere Leidenschaft ist für ihn der Anbau von Sojabohnen, den er schon viele Jahre betreibt und mittlerweile für die Verwendung als Speise-Soja, Tofu u.a. vermarkten kann – «im Herzen bin ich ein Ackerbauer», sagt er. Das spürt man auch, wenn man mit ihm über seine Felder geht und ihm zuhört, wie er über seine Pflanzen spricht.
Gefragt, was ihm am Bauer-Sein am meisten gefällt, antwortet er: Die Herausforderung, mit Hilfe von Technik und geeigneten Bewirtschaftungsabläufen jeweils das Optimum für das Leben von Pflanzen und Tieren bereitzustellen. Auch, dass man als Bauer sein eigener Chef ist und einen unglaublich abwechslungsreichen Beruf hat, liebt Andy sehr. Und natürlich auch, wenn die Ernte gut ist – «wenn`s en rechte Wage voll git!»
Nachteil ist höchstens manchmal das Ausgeliefertsein z.B. an ungünstige Wetterverhältnisse oder wenn etwa die Wildschweine im Mais die mühevolle Pflegearbeit in kurzer Zeit zunichtemachen.
Begeistert stellt er sich aber schon immer der Herausforderung, seine sehr schweren Böden nachhaltig zu bewirtschaften. In der konventionellen Zeit habe er auch viele Sünden begangen, wie er sagt, z.B. bei der Ernte der Zuckerrüben, wo mit schweren Achslasten auf nassen Böden herumgefahren worden sei. Jetzt ist es absolut vorrangig, keine solchen Sünden mehr zu begehen, sondern im Gegenteil alles daran zu setzen, dem Boden Gutes zu tun.
Hierbei kam die Teilnahme am Projekt Bodenfruchtbarkeitsfonds gerade recht, auf dessen Ausschreibung er sich vor drei Jahren bewarb. An dem Projekt BFF schätzt er besonders die fachliche Begleitung. Die Optimierung von Bodenbearbeitung und Fruchtfolge in Abstimmung mit Ulrich Hampl ist ihm dabei ein besonderes Anliegen.
So arbeitet er jetzt weiter daran, zunehmend auf den Pflug verzichten zu können, den er durchaus nach der Umstellung auf Ökolandbau zur Unkrautregulierung wieder öfter eingesetzt hatte. Eine nicht wendende Bodenbearbeitung auf seinen sehr tonhaltigen Böden braucht allerdings eine hohe Geistesgegenwart und flexible Bearbeitungs-Entscheidungen. Im Moment ist er dabei, die Fruchtfolge mit verschiedenen Gründüngungsgemengen zu optimieren und nach einem geeigneten, nicht wendenden Lockerungsgerät zu suchen.
Eigentlich will er schon seit zwei Jahren eine Betriebs-
Homepage aufbauen, auf der auch der Boden als Basis des Ökolandbaus ins Zentrum gerückt wird. Aber seit er seine gefiederten «Damen» hat, findet er einfach die nötige Ruhe und Zeit noch nicht dafür … Deshalb hält er gerade Ausschau nach einer zuverlässigen Vertretung für die Betreuung der Hühner. Denn es ist ihm ein Anliegen, mit der Umgebung zum Thema Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit in Kontakt zu treten. Und dafür sollen sowohl die geplante Internetseite als auch Infotafeln auf Hof und Feldern dienen.
Tochter und Sohn sind gerade erwachsen geworden und es ist noch völlig offen, ob der Hof einmal von ihnen weitergeführt werden wird. Aber als Jahrgang 1967 ist Andy jung genug, um noch viele seiner weiterhin sprudelnden Ideen auf dem Hof umzusetzen.
Wir wünschen ihm und seiner Frau dabei gutes Gelingen!
Text von: Ulrich Hampl